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Digitalisierte Informationsinfrastrukturen: die Lebensader einer Hochschule

Promotionsprojekt von Ursula Müller.

Wenn Sie einschätzen müssten, wie sehr die Digitalisierung an Ihrer Hochschule jeweils bezüglich der Kernprozesse Lehre, Forschung und Verwaltung vorangeschritten ist, welche vergleichende Prozentangaben würden Sie jeweils vergeben? – Zugegeben, das ist eine schwierige Frage, auch für Leiterinnen und Leiter der jeweiligen Infrastruktureinrichtungen wie z. B. Rechenzentrum, Bibliothek und Medienzentrum.

Forschung ist ohne virtuelle Forschungsumgebungen, künstliche Intelligenz, Simulationsberechnungen, Big Data-Analysen, aber auch ohne Beratungsdienstleistungen zu Forschungsdatenmanagement kaum noch denkbar.

Im Bereich von Lehre und Studium gab es bedingt durch die Corona-Krise eine dramatische Wende hin zur flächendeckenden Verwendung digitaler Tools, von Videokonferenztechnik und Abstimmungstools für Echtzeitvorlesungen, über die Produktion asynchroner Lernvideos, bis hin zu über Lernmanagementsysteme abgewickelten elektronischen Prüfungen.

In der klassischen Verwaltung, aber auch der Lehr- und Forschungsverwaltung, wurden Defizite durch Corona noch stärker sichtbar. Doch integrierte Campus-Management- oder ERP-Systeme mit digitalem Workflow und elektronsicher Studierendenakte sind vielerorts noch Zukunftsmusik. Doch immerhin war man auf Home-Office-Lösungen für Veraltungskräfte in gewissem Maße eingestellt, weil auch Studierende und ProfessorInnen schon immer viel von zuhause aus arbeiteten.

Die alle hochschulischen Bereiche umfassende Digitalisierung schritt in den letzten Jahren voran und dies impliziert, dass die Überschneidungsbereiche innerhalb der hochschulischen Informationsinfrastruktursysteme immer mehr und bedeutender wurden. Der Abstimmungsbedarf wird vermutlich auch zukünftig eher weiter ansteigen.

Doch welche Hochschuleinrichtungen haben sich zur Unterstützung der Digitalisierung (von Lehre, Forschung und Verwaltung) über die Jahre herausgebildet? Die Klassiker sind ein Rechenzentrum und eine Bibliothek, über diese Einheiten verfügt (fast) jede Hochschule. Doch dann hören die hochschulübergreifenden Gemeinsamkeiten auch schon auf. Während die digitalisierungsbedingten Herausforderungen und neuen Aufgaben mutmaßlich überall ähnlich sind, differenzierte sich die Informationsinfrastruktur von Hochschulen unterschiedlich aus: manche Hochschulen bildeten ein Medienzentrum aus und/oder eine Einheit für E-Learning. In vielen Fällen sind ähnliche Funktionsbereiche eingegliedert in ein bestehendes Didaktikzentrum oder auch im Rechenzentrum. Und internationale Vorbilder oder gesetzliche Vorgaben? Diesen folgend wurden vielerorts unter dem Stichwort der „Konvergenz“ integrierte Informationsinfrastruktureinheiten geschaffen, die ein organisatorisches Dach für sämtliche Dienste bieten. Doch unabhängig von der konkreten Ausgestaltung ist eins unstrittig: Wissenschaft braucht nicht nur eine effiziente Verwaltung oder ein effizientes Wissenschaftsmanagement (wie bereits vielfach in der Hochschulforschung herausgearbeitet wurde), sondern mehr denn je auch eine gut funktionierende Informationsinfrastruktur.